
Einen Kampf, der weitgehend aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden ist, kämpfen Veranstalter unvermindert weiter: Öffentliche Veranstaltungen unter Corona-Auflagen zu organisieren ist eine wahre Sisyphusarbeit. Hier zwei Beispiele:
Der Wollmarkt in Vaterstetten, geplant für den 9. und 10. Oktober, ist abgesagt. „Die Umstände und Auflagen aufgrund der Pandemie lassen leider auch in diesem Jahr eine Durchführung des Wollmarktes nicht zu“, heißt es offiziell. Auf Nachfrage erläutert Michael Kämmer die Hintergründe der Entscheidung des Organisationsteams. „Aufgrund der Vorgaben hätten wir einem Drittel der Aussteller absagen müssen. Wie soll das gehen?“ Auch lassen die Vorgaben für Besucher effektiv nur 80 Leute in den Hallen zu.“ Bei Vorveranstaltungen registrierte man aber bis zu 16.000 Besucher. Forderungen nach Absperrungen mit Bauzäunen und kostenpflichtiger Beschilderung seitens der Gemeinde brachten das Fass schließlich zum Überlaufen. Die ehrenamtlichen Veranstalter kapitulierten. Sie verbleiben mit den Worten: „Wir bedauern dies und hoffen auf eure Teilnahme 2022.“ Das ganze Ausmaß der Enttäuschung aber, erkennt man nicht auf den ersten Blick: Das Team hatte die Organisation jüngst von den altersbedingt zurückgetretenen Gründern des Wollmarkts übernommen. Es wäre der 30. Markt geworden. Die runde Veranstaltung sollte größer denn je werden.
Barbara Bode, Organisatorin des Textilmarkts in Benediktbeuern hat beschlossen, sich durchzukämpfen. Am 18. und 19. September werden rund 100 Kunsthandwerker in und um den Maierhof individuelle Kleidung, Hüte, Heimtextilien, Lederwaren, Schmuck, Spielzeug und vieles mehr zeigen. Mit erweitertem Ausstellungsgelände und reduzierter Ausstellerzahl (ca. 100 statt 150) wird den Auflagen Genüge getan. Kinderprogramm und Workshops müssen ausfallen. Wie das mit der reduzierten Besucherzahl zu organisieren ist, wollen wir von Barbara wissen. „Andere Veranstaltungen zeigen“, antwortet sie, „das sich dies quasi von selbst erledigt. Normalerweise hätten Partnerunternehmen im Januar Busreisen organisiert, die Veranstalter seit März Plakate gedruckt und Werbung gemacht. Da wir erst Ende KW 32 Bescheid über die aktuellen Auflagen bekommen haben, fällt das in diesem Jahr geringer aus. Dank des vergrößerten Geländes können wir aber auch mit den Auflagen relativ viele Besucher zulassen.“
Beide Aussteller arbeiten übrigens für gemeinnützige Vereine ohne Gewinnabsichten. Ihre Sorge gilt in erster Linie den Ausstellern. „Das alles ist mehr als tragisch! Bei manchem Aussteller hängt die Existenz von solchen Veranstaltungen ab“, erinnert Michael Kämmer.
Bild: Textilmarkt Benediktbeuern